Typo-Blog
An dieser Stelle schreibe ich in unregelmäßigen Abständen über gelungene oder weniger gelungene Gestaltung, über Sehenswertes, Kurioses oder Grundsätzliches. Die Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung wider und haben keinen Anspruch auf Objektivität.
Liebe Leser*innen
Selbstverständlich bin ich der Auffassung, dass im Alltag und im allgemeinen Sprachgebrauch Männer und Frauen gleichberechtigt sein sollten, oder neuerdings auch „Diverse“, das dritte Geschlecht oder solche, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen lassen (wollen). Allerdings halte ich das Sternchen für nicht geeignet, diesen Zweck zu erfüllen. Früher stand es für Fußnoten – ich kenne es seit meiner Kindheit aus Asterix-Heften bei lateinischen Zitaten. „Veni, vidi, vici!*“ und unten stand dann die deutsche Übersetzung in einer Fußnote. Ein Stern – auch Asterisk genannt – in einem Text, so die Lesegewohnheit, weist auf eine Fußnote hin. Sollen damit Frauen und Diverse zu Fußnoten der Menschheit degradiert werden? Das würde ich gern den-/die- oder dasjenigen fragen, der/die/das sich das ausgedacht hat. Optisch zerhaut das Sternchen aber jeden Text und reißt Lücken in Wörter, wo eigentlich keine hingehören. Und wie spricht man das Sternchen aus, wenn man einen solchen Text vorliest?
Als Typografin war ich aber auch nie mit dem Binnen-I glücklich. Bei serifenlosen Schriften lässt es sich oft nicht von einem kleinen „l“ unterscheiden. Im Grunde stören alle Bemühungen um gendergerechte Formulierungen – auch der klassische Schrägstrich –, den Lesefluss, um den man sich als Typograf doch besonders bemüht. Daher habe ich sehr großes Verständnis für einleitende Sätze, die besagen, dass selbstverständlich bei einer Nennung einer männlichen Form ebenso weibliche (und sonstige) Adressaten angesprochen werden sollen.
Sehr oft sind von dieser Problematik ja Berufsbezeichnungen betroffen. Lehrer*innen, Verkäufer*innen, Paketzusteller*innen, Regenr*innen. Wie schön einfach haben es da die Engländer. Teacher ist teacher und officer ist officer, egal ob männlich oder weiblich. Ja sogar, wenn jemand von seinen friends oder vom lover spricht, weiß man nicht, ob die nun männlich oder weiblich sind. Das ist doch die eigentlich elegante Lösung, denn mich interessiert, wenn ich mit einem Lehrer (nicht Lehrender und schon gar nicht Lehrkörper!) sprechen möchte, seine Eigenschaft als Lehrer, sein Geschlecht interessiert mich nur dahingehend, dass ich wissen möchte, ob ich ihn/sie mit Herrn Müller oder Frau Müller ansprechen soll. (Wie spricht man eigentlich Leute an, deren Geschlecht mit „divers“ angegeben wird?)
Der Verständlichkeit und besseren Lesbarkeit zuliebe würde ich Vereinfachungen bevorzugen: In eine Studentenkneipe dürfen selbstverständlich auch Studentinnen einkehren, und, nein, ich will nicht Studierendenkneipe dazu sagen müssen.